15 Jahre Afrikaprojekt Jubiläumswoche in München - Bericht der Realschule Ismaning

"Hilfe für gehörlose Kinder in Afrika" feierte im November 2012 sein 15-jähriges Jubiläum und veranstaltete in den Räumen des Landesverbands Bayern der Gehörlosen e.V. in München eine zehntägige Jubiläumswoche, wo Interessierte herzlich willkommen waren.

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Sie war gut besucht, am Donnerstag, den 15. November kam die 6. Klasse der Realschule Ismaning mit Jugendsozialarbeiterin Frau Hummeltenberg und Lehrerin Frau Horlamus.

Ein herzliches Dankeschön für die Spende von 145 Euro, die die Schülerinnen eingesammelt haben und an Frau Hummeltenberg für ihren Bericht:

Ismaning / München.

24 Schülerinnen und Schüler scharen sich um einen älteren Herren und lauschen gebannt dessen Ausführungen, die in einer für unser Gehör teilweise ungewöhnlichen Intonation erfolgen. Gerhard Ehrenreich (70) ist schwer hörgeschädigt und Begründer des Projekts

„Hilfe für gehörlose Kinder in Afrika“.

Er erzählt davon, dass er durch Afrika gereist ist, sich schlecht dafür gefühlt hat, dass es ihm so gut gehe und schließlich angefangen hat, eine Schule für Gehörlose in Uganda zu bauen. Seine eigene Einschränkung erwähnt er nicht.

Anlässlich des 15jährigen Bestehens dieses Projekts stellte der Landeverband der Gehörlosen Bayern e.V. in seinen Räumlichkeiten in München Fotos und eine Projektdokumentation aus. Astrid Hummeltenberg, Jugendsozialarbeiterin an der Ismaninger Realschule, sah in dieser Ausstellung eine Chance, sich gleichzeitig mit globalem Lernen und Inklusion auseinander zu setzen und motivierte so eine 6. Klasse aus dem teilgebundenen Ganztag zu einem gemeinsamen Ausstellungsbesuch. Die Veranstaltung umfasste eine Fülle von Angeboten, Erfahrungen und Wissensvermittlung auf unterschiedlichen Ebenen. Nach einer Filmvorführung über den Bau und die Entwicklung von zwei Schulen für Gehörlose in Uganda, beantwortete Gerhard Ehrenreich mit Hilfe einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin, die die Gebärdensprache beherrscht, zahlreiche Fragen der Schülerinnen und Schüler. Nicht zuletzt veranschaulichte er das in Schwarzafrika übliche Tragen von schweren Lasten mit Hilfe eines gefüllten Zehn - Liter Wasserkanisters oder ließ die Kinder einige Rhythmen auf Trommeln ausprobieren. Offenheit und Interesse bewiesen die Schülerinnen und Schüler bei ihren Fragen, die sich nicht nur auf die Situation der Kinder in Afrika sondern auch auf Ehrenreichs Lebensgeschichte bezogen. So erfuhr man, dass Ehrenreich erst mit vier Jahren auf der Flucht im 2. Weltkrieg sein Gehör verlor.

Erfahrungen bei diesem Veranstaltungsnachmittag gab es v.a. auch im direkten Umgang mit gehörlosen Menschen. So blickte die elfjährige Anna irritiert dem Referenten nach, der nachdem sie ihm eine Frage gestellt hatte, aufstand und ging ohne zu reagieren - Ehrenreich hatte sie schlichtweg nicht gehört. Neu für Einige ist, dass sich die Gebärdensprache nicht nur auf Gesten der Hände beschränkt sondern Beobachtung der Lippen beim Zuhörenden und viel Körpereinsatz beim Sprechenden erfordert.

Anna Brönner, ehrenamtliche Mitarbeiterin, beherrscht diese Sprache und brachte den Schülerinnen und Schülern einige Gesten sowie Teile des Alphabets bei.

Eine zusätzliche Herausforderung stellte das Lorm-Alphabet dar, welches als Kommunikationsform für Taubblinde dient. Auch hier erfolgte eine Einführung durch einen Experten: Tom Asam, Mitarbeiter vom Fachdienst für die Integration Taubblinder in Bayern, zeigte den Sechstklässlern, wie man dabei auf die Handinnenfläche des „Lesenden“ tippt, beziehungsweise darüber streicht und so Worte und Buchstaben erzeugt.

Im Vorfeld hatten die Schülerinnen und Schüler selbstständig Spenden gesammelt, so dass sie Gerhard Ehrenreich für sein Projekt 145,- € überreichen konnten. Unterstützt von Selbstgemalten Plakaten und einer Dankesrede, von Klassensprecherin Laura vorgetragen, bekam die Verabschiedung einen feierlichen Charakter und Gerhard Ehrenreich zeigte sich sichtlich gerührt über Aufgeschlossenheit und Engagement der Kinder. Diese waren selbst begeistert, als sie erfuhren, dass in Uganda ein Bündel Bananen etwa 20 Cent kostet, beziehungsweise von dem von ihnen gesammelten Geld etwa vier Schulbänke finanziert werden können. „Dann haben wir ja richtig viel gespendet“, konstatieren einige der Mädchen.

Die vielfältigen Eindrücke spiegelten sich in der S-Bahn auf dem Weg zurück nach Ismaning wider: Die Einen übten weiterhin das Lorm Alphabet, Andere versuchten sich vorzustellen taub, blind und arm zu sein, wiederum Andere sammelten Ideen für die Zukunft, zum Beispiel könne man doch als Klasse ein gehörloses Patenkind in Uganda finanzieren. Die Nachhaltigkeit gilt es nun in weiteren Unterrichtseinheiten zu sichern.

Astrid Hummeltenberg

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